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Mit viel Schwung die Welt bewegen

Mit viel Schwung die Welt bewegen

Fragen an Daniel Weltin, Geschäftsführer Hoval AG

Die Hoval Schweiz AG hat seit dem 1. April 2018 einen  neuen Geschäftsführer. Daniel Weltin erläutert im Gespräch seine Führungsphilosophie und wie er das Angebot von  Hoval im Schweizer Markt noch besser verankern möchte.

(Interview Monika Schläppi, Text erschienen in Phase5, Ausgabe 04:2018)

Was war der ausschlaggebende Punkt, dass Sie die Geschäftsführung von Hoval Schweiz angenommen haben?
Das Unternehmen Hoval hat mich schon immer fasziniert. Im spezifischen Segment, in dem die Firma tätig ist, stellt sie hervorragende und extrem innovative Produkte her, wie zum Beispiel Regeltechnik. Ein weiterer Aspekt war sicherlich meine persönliche Faszination für Technik. Und die Tatsache, dass ich schon immer für Marktführer im Premiumbereich gearbeitet habe. Ferner waren für mich auch die firmeninternen Strukturen, wie sie ein Familienunternehmen bietet, ausschlaggebend. Letztendlich haben mich wohl die Technik und die Eigentümerstruktur zu diesem Schritt bewogen.

Seit dem 1. April sind Sie Geschäftsführer. Welchen Eindruck haben Sie von der Firma nach den ersten Monaten gewonnen?
Als Erstes habe ich sehr viele Personen kennengelernt, in der Schweiz sind über 350 Mitarbeitende beschäftigt. Es nimmt einige Zeit in Anspruch, mit den Führungskräften und sämtlichen Mitarbeitenden zu sprechen. Was mich sehr beeindruckt hat, war das sichtliche Engagement aller Mitarbeitenden. Egal ob in der Westschweiz, im Tessin oder in n der Deutschschweiz, überall habe ich gespürt, wie sehr unsere Mitarbeitenden engagiert und begeistert sind. Bei Anlagebesuchen hat mich die technische Kompetenz unserer Mitarbeitenden stark beeindruckt. Dies waren die Erlebnisse, die mich in den ersten Monaten am meisten geprägt haben.

Wir leben mit einem Fuss noch in einer "alten" analogen Welt, parallel dazu ist die "neue" digitale Welt bereits auf dem Vormarsch.

Früher waren Sie Verkaufsleiter bei Siemens Building Technologies, später auch bei Hilti. Muss man als Geschäftsführer verkaufen können?
Hoval Schweiz ist eine Verkaufs- und Service-Organisation, der Verkauf bildet einen Teil des Geschäftes. Es ist sicherlich hilfreich, in diesem Bereich Erfahrung zu haben. Ein gewisses Flair im Umgang mit Kunden und Menschen ist nötig, um bei dieser Tätigkeit erfolgreich sein zu können.

Sie möchten Hoval Schweiz zu einer grösseren Visibilität verhelfen. Welche Massnahmen stehen für Sie dabei im Vordergrund?
Im Moment befassen wir uns intensiv mit den anstehenden gesetzlichen Änderungen, wie der Energiestrategie 2050 und den MuKEn sowie mit unserer strategischen Ausrichtung auf diese Veränderung. Gemeinsam mit dem Managementteam werden wir uns nach den Sommermonaten an die Umsetzung der konkreten Ziele für Hoval Schweiz machen. Schon jetzt steht fest, dass uns die Digitalisierung beschäftigen wird. Zudem wollen wir mit Endkunden, seien es Planer oder Investoren, vermehrt in direkten Kontakt treten. Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich  Ihnen jedoch nicht mehr verraten.

Die Komplexität der Aufgaben nimmt ständig zu, zudem wird von den Mitarbeitenden immer mehr Flexibilität verlangt. Wie stellen Sie sich diesen Herausforderungen?
Ich bin der Meinung, dass alles eine Frage des richtigen Tempos ist. Die Schwierigkeit in der heutigen Zeit besteht darin: Wir leben mit einem Fuss noch in einer «alten» analogen Welt, parallel dazu ist die «neue» digi tale Welt bereits auf dem Vormarsch. Zwei gänzlich unterschiedliche Perspektiven: Einerseits muss man noch in der alten Welt funktionieren, um die Bedürfnisse der Mitarbeitenden und der Kunden zu erfüllen; andererseits befinden wir uns bereits in der digitalen Welt, und hier gilt es Dinge auszuprobieren und zu lernen. Dort liegt wohl die Krux unserer heutigen Zeit. Daher ist es extrem wichtig, die digitale Zukunft mitzugestalten. Man muss sich jedoch auch Gedanken machen, mit welcher Geschwindigkeit man den Weg in die digitale Welt beschreiten möchte. Dieser ganze Prozess wird uns noch ein paar Jahre lang begleiten. Inhaltlich birgt die Digitalisierung für uns alle grosse Chancen, gewisse Dinge werden ganz einfach  intuitiver. Denn es ist bei weitem nicht so, dass alles immer komplizierter wird. Für unsere Kunden und Mitarbeitenden sehe ich die Chancen darin, dass ihr Alltag schlichtweg einfacher wird. Die digitalen Mittel unterstützen und beschleunigen sämtliche Entscheidungsprozesse.

Sind bei den Mitarbeitenden dafür andere Fähigkeiten notwendig?
Bestimmt. Wenn Mitarbeitende eine neue Funktion übernehmen, müssen die Voraussetzungen dafür überprüft werden. Unsere Belegschaft zeichnet sich durch eine gros se Stabilität aus, viele Mitarbeitende stehen bereits seit Jahren im Dienste von Hoval. Den Weg in die digitale Welt müssen wir alle  gemeinsam gehen. Dies wird eine gewisse Zeit und etwas Geduld  erfordern. Unser Jahresmotto 2018 lautet: «Ein Weg entsteht, wenn man ihn geht.» Der Weg in die digitale Welt ist für uns alle noch nicht gänzlich erfassbar, doch man weiss ungefähr, in welche Richtung man gehen will. Dieser Weg kann nur entstehen, wenn wir ihn gemeinsam mit unseren Mitarbeitenden gehen. Anfang Juli wurde unsere neue  Website lanciert. Sie bietet neu  einen E-Shop für Fachkunden mit sicherer Registrierung. Ebenfalls findet man dort umfassende Lösungsvorschläge und weitergehende Informationen zu allen HovalProdukten mit einer direkten E-Shop-Anbindung. In den verschiedenen Teams wird aktuell diskutiert, wie man diese Informationen den Kunden am besten vermitteln kann. Das meine ich mit «gemeinsam den Weg in einen neuen Zeitabschnitt gehen».

… und damit den Mitarbeitenden die Angst vor Neuem nehmen?

Ich versuche stets, die Angst in Lust umzuwandeln: die Lust am Lernen, die Lust am Ausprobieren, die Lust, Fehler zu machen.

Dies ist der springende Punkt. Beim Thema Digitalisierung können wir nicht einfach eine Arbeitsanweisung erstellen und sagen: So, und jetzt arbeitet mal digital. Was hingegen durchführbar ist: Die Anweisung zum Ausprobieren, zum Lernen erteilen. Es darf niemand stehen bleiben. Zu unserem Jahresmotto: «Ein Weg entsteht, wenn man ihn geht» habe ich einen Punkt angeführt: Lernt, geht voran, macht Fehler. Das Einzige, was nicht erlaubt ist, ist stehen bleiben. Jeder muss die neue  Website ausprobieren und mit den Kunden darüber sprechen. Beim  Erklären, beim Lernen darf man Fehler machen, nur so kommt man weiter.

Gibt es auch bei den Produkten Neuheiten?
Zusammen mit der Gruppe wurde in den vergangenen zwei Jahren das ganze Produkteportfolio erneuert. Wir haben heute die leiseste Wärmepumpe, die neu auf den Markt gekommen ist. Im Bereich Solarenergie bieten wir mit «SolKit aqua» ebenfalls ein sensationelles Kompaktsystem. Das ganze Angebot ist 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr digital verfügbar – auch für den Endkunden. Dabei wurden grosse Anstrengungen unternommen, ein innovatives Portfolio anbieten zu können. Zurzeit sind wir mit unseren Produkten auf einer Roadshow, es ist sozusagen eine fahrende Messe, die direkt bei unseren Kunden stattfindet.

Wie sieht der Markt bei den Öl- und Gaskesseln aus? Bemerken Sie einen Rückgang der Nachfrage?
Bei den Ölkesseln ist der Markt seit Jahren rückläufig, die letzten Zahlen liegen bei einem Minus von 8 bis 9 Prozent. Im Sanierungs- und Neubaubereich spielt heutzutage Öl eine mindere Rolle. Für Hoval ist das Ölsegment nach wie vor ein Tätigkeitsbereich, und wir gewinnen dort auch Marktanteile. Im Bereich Gas ist der Markt stabil, auch dort konnten wir zulegen.

Neue Zahlen vom BFE zeigen einen deutlichen Rückgang bei den Erdölbrennstoffen.
Ja, zum Glück! Wir haben in der Schweiz die MuKEn-2014-Energiestrategie, dabei geht es primär um die Reduktion der CO₂-Emissionen. Hoval ist mit all seinen Produkten in der Wärmeerzeugung tätig: sei es mit den Energieträgern Öl und Gas oder mit unseren Wärmepumpen. Wir verfügen zudem im Bereich Solar über solide Partnerschaften und bieten in unserem Portfolio auch Biomasse an.
Lag in der Vergangenheit der Schwerpunkt auf Öl- oder Gasheizungen, so können wir heute jegliches Marktbedürfnis abdecken. Wir machen auch keine Vorgaben, der Endkunde oder der Planer entscheidet, welche die richtige heiztechnische Lösung für ihn ist, je nach Situation oder Gebäude. Wir beraten ihn, die bestmögliche  Lösung für sich zu finden.

Gehört die Zukunft dem Systemgedanken?
Das System ist für alle Beteiligten von Vorteil, nicht zuletzt für die Umwelt. Wir sind ein Systemanbieter, sowohl bezüglich Vernetzung und Regeltechnik als auch bei den Systemen an sich. Wir verkaufen nicht nur einzelne Produkte wie zum  Beispiel Ölkessel, sondern ganze Systemlösungen.

Bedeutet die Systemtechnik auch eine Erleichterung oder eine Zeitersparnis bei der Installation?
Der Installateur ist auf starke Partner angewiesen. Eine bivalente Anlage zu installieren, ist eine höchst komplexe Angelegenheit. Dafür braucht es grosses Know-how im Anlagenbau. Wir freuen uns, wenn wir den Installateur dabei unterstützen dürfen.

Ist dafür nicht auch eine permanente Weiterbildung der Mitarbeitenden notwendig?
Ja, bestimmt. Weiterbildung hat  einen gewichtigen Anteil am beruflichen Alltag. Heute muss ein  Serv icemonteur verschiedene Berufsbilder erfüllen. Bei der Wärmepumpe ist die Komplexität am höchsten, doch auch im Bereich Öl und Gas wird Fachwissen im Gebiet der Regeltechnik verlangt. Die Anlagen müssen verbunden werden, dies stellt für alle eine grosse Herausforderung dar. Gleichzeitig spüre ich, dass unsere Mitarbeitenden die Technik lernen wollen. Die meisten freuen sich, einige tun sich etwas schwer. Was aber normal ist.

Sie haben bereits früher für ein familiengeführtes Unternehmen gearbeitet. Würden Sie sagen, dass in einer solchen Firma anders mit dem digitalen Wandel umgegangen wird?
Bei inhabergeführten Unternehmen wird ganz einfach der Austausch inten siver praktiziert. Somit lässt sich der digitale Wandel auch einfacher gehen. In dieser Hinsicht bietet ein familiengeführtes Unternehmen mehr Raum für inhaltliche Diskussionen.

Ist wohl grundsätzlich mehr Vertrauen vorhanden?
Ich denke schon. Doch schlussendlich müssen sämtliche Unternehmen Geld verdienen, unabhängig davon, ob sie inhabergeführt sind oder nicht. Bei Ersteren verfügt man in der Regel über etwas mehr Reflexionszeit. Der Wandel muss zwar stattfinden, jedoch nicht innerhalb eines einzelnen Quartals. Das ist, glaube ich, der entscheidende Unterschied.

Im Zuge des demografischen Wandels kommt eine neue Generation von
Mitarbeitenden in die Unternehmen, die andere Ansprüche und Werte besitzt. Ist das bei Hoval auch der Fall?
Wenn es um Digitalisierung geht, würde ich davor warnen, in Alterskategorien zu denken. Ich kenne Mitarbeitende im Alter von 55+, die digital sehr fit sind. Daneben gibt es jüngere Personen, die digital nicht so affin sind. Es hängt wie bei allem meistens mit der Eigenmotivation und den Interessen zusammen. Zudem hat sich auch die Karriereplanung gewandelt. Man wechselt heute schlichtweg öfter den Arbeitgeber. Dieses Phänomen spüren wir ebenfalls, es stellt uns teilweise auch vor gewisse Herausforderungen. Doch auch dies ist eine Folge der gesellschaftlichen Transformation. Die Unternehmen müssen diesen Wandel anerkennen und die Chancen, die damit verbunden sind, ergreifen.

Sind die Hoval Produkte bereits BIMready?
Wir möchten bessere Dienstleistungen für den Endkunden erbringen. In der Branche gibt es überall Kapazitätsengpässe. Sei es bei der Montage oder den Mitarbeitenden. Das Ziel der Digitalisierung muss sein, effizienter mit den Ressourcen umzugehen. Vom Gebäudeeigentümer zum Planer über den ausführenden
Partner, den Installateur bis hin zum Systemlieferanten, die Digitalisierung ermöglicht allen ein konstruktiveres Zusammenzuarbeiten. Für Hoval hat dieser Punkt eine ganz besondere Bedeutung: Wir sind nämlich gleichzeitig Hersteller und Systemlieferant. Wir haben unsere eigenen Produkte im Einsatz, unsere Werks-Ingenieure können allzeit hinzugezogen werden. Es handelt sich bei Hoval nicht um übliche Handelsprodukte, mit einem Systembruch zwischen dem eigentlichen Produzenten und dem Anbieter. Somit ja, wir sind im Bereich BIM sehr gut aufgestellt.

Die allgemeine IT­-Weiterentwicklung bietet viele Chancen. Welche kommen Ihnen da für Hoval als Erstes in den Sinn?
Was das Thema IOT angeht, sind wir datentechnisch sehr gut aufgestellt. Wir experimentieren, wie man die Digitalisierung für die Wartung einsetzen kann. Das Ziel ist, Anlagen proaktiv zu überwachen und die allfälligen Störungen zu  beheben, bevor der Kunde anruft. Dank der IOT-Anbindung lassen sich allfällige Pannen im Vorfeld  erkennen. In diesem Bereich  be finden wir uns derzeit in der  Test phase.

Wir arbeiten in einer Branche mit Anlagen, die etwas Positives für jedes einzelne Individuum und die Umwelt darstellen.

Ihr persönliches Motto lautet: «Mit viel Schwung die Welt bewegen». Was bedeutet dies für Hoval?
Natürlich möchte ich die Welt bewegen und gestalten, gemeinsam mit den Mitarbeitenden. Wir wollen unser Hoval-Claim: «Verantwortung für Energie und Umwelt» wahrnehmen und leben. Wir arbeiten in einer Branche mit Anlagen, die etwas Positives für jedes einzelne Individuum und die Umwelt darstellen. Das ist doch fantastisch, was wollen wir mehr? Jeder liebt die Wärme, jeder möchte mit der richtigen Lüftung und sauberer Luftqualität leben. Es ist grossartig, dass man mit unseren Produkten dem Endkunden etwas Gutes tun kann.

… und die Firma profitiert auch  davon …
Ja, und um nochmals auf die Millennials zurückzukommen: Unsere  Arbeit ist sinngebend. Weil wir  etwas Sinnvolles machen, was die Menschheit weiterbringt. Damit sind wir bei Hoval hervorragend  positioniert.

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